Die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft der Stadt Linz (GWG) ist mit rund 20.000 Wohnungen der größte Wohnungsanbieter in der Landeshauptstadt Linz. Ihre Leitlinien sind Modernität, Nachhaltigkeit und Innovation. Das Verantwortungsbewusstsein für historische Bauten ist Teil davon. Neun Gebäudeensembles, die von Curt Kühne konzipiert, geplant oder erbaut wurden, sind in ihrem Besitz. Sie zeichnen sich alle durch eine unverwechselbare architektonische Formensprache aus: Der sogenannte „Dametzhof“ (Hyrtlstraße / Körnerstraße / Reischekstraße), Franckstraße 50-66 bzw. 72-76, Füchselstraße 21-23, Garnisonstraße 27-49, Gruberstraße 66-78, Hittmairstraße 16-66, Pestalozzistraße 84a-86a, Unionstraße 50-70 und Wimhölzelstraße 17-37.
Es gibt wenige Menschen, die eine Stadt so prägen konnten, wie Curt Kühne die Stadt Linz. 1915 wird das deutsche Multitalent Stadtbaudirektor in der oberösterreichischen Landeshauptstadt. Er zeigt bald unbändige Kreativität als Architekt, Stadtplaner und Städtebauer. Bei zahlreichen Eingemeindungen kann er auf seine Erfahrungen als Bauvorsteher von Charlottenburg zurückgreifen. Und seine Ideen prägen den Flächenwidmungsplan für Linz von 1934, den ersten in ganz Oberösterreich. Die Nationalsozialisten entfernen ihn von seiner Führungsposition. Doch Bürgermeister Koref macht ihn nach dem Krieg bis 1948 zum Sonderbeauftragten, auch für den Wiederaufbau.
Curt Kühne kann weit über zwanzig Bauvorhaben mit unverwechselbarer Handschrift in Linz realisieren. Als Beispiele seien angeführt: Volksküche (heute Architekturforum am Herbert-Bayer-Platz), Volkshaus Franckviertel, Fleischmarkthalle, Diesterwegschule, Parkbad.
Kühne wird 1883 im thüringischen Zeulenroda geboren. Da ahnt niemand, dass brutale gesellschaftliche Umbrüche Kühnes Werdegang begleiten werden. Sein Leben führt von einem Kaiserreich in das andere, er erlebt die 1. Republik und die Errichtung des faschistischen Ständestaates, den Nationalsozialismus und Zweiten Weltkrieg und schließlich die Zweite Republik. Curt Kühne verstirbt am 25. August 1963 und wird am Urnenhain in Urfahr bestattet.
Der Dametzhof ist eine viergeschoßige Wohnhausanlage, die Kurt Cühne in einer expressiven Formensprache realisierte. Seien es die risalitartig vortretenden Eckteile, die – auch farblich expressiven – hervorgehobenen Klinker in der Sockelzone und den Stiegenhausachsen oder die spitzwinkeligen, vorkragenden Erker. (vgl. „Dehio Linz“, S. 444, 2009)
© Carina Nimmervoll
Die Wohnanlage Wimhölzel-Hinterland steht für fortschrittliches Wohnen im städtischen Umfeld. Der Schwung des Mitteltrakts definiert die Großform. Erker, Putzfelder, Gaupen und hohe Giebel modulieren diese im Detail. Eine Durchfahrt mit drei Portalen orientiert sich an einer projektierten Allee, die nie realisiert wurde. (vgl. „Architektur in Linz 1900-2011“, S.63, 2012)
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Auf den Kaufleitnergründen zwischen Garnisonstraße und Plankstraße errichtete Curt Kühne eine mächtige viergeschoßige Wohnhausanlage. Ihre versetzte Anordnung lässt halboffene Innenhöfe entstehen, die durch hohe Mauern mit expressiven spitzbogigen Durchfahrten teilweise umschlossen sind. (vgl. „Dehio Linz“, S. 365, 2009)
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Die viergeschoßige Wohnhausanlage Gruberstraße 66-78 präsentiert sich im Stil der Neuen Sachlichkeit. Die einzelnen Gebäude umschließen einen mächtigen Hof, wie in einer wehrhaften Burg. Expressive Erker, Mauervorsprünge und Giebelabschlüsse strukturieren die Anlage um zwei schmale Durchfahrten. (vgl. „Dehio Linz“, S. 404, 2009)
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Eine mächtige Gebäudefront der Hittmairstraße 16-66 reicht von der Ing. Stern Straße bis knapp vor die Franckstraße und umfasst 24 Hausnummern. Die vorspringenden Stiegenhausrisalite schließen mit markanten Rundfenstern ab. Die Gebäude sind Teil eines Gevierts aus mehreren Bauetappen, das Ing.-Stern-, Wimhölzel-, Franck- und Hittmairstraße umschließt. (vgl. u.a. „Dehio Linz“, S. 378, 2009)
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Die Wohnhausanlage Franckstraße 72-76 folgt 1928 den nur ein Jahr früher entstandenen Häusern Franckstraße 50-66. Curt Kühne gestaltete dreigeschossige Einzelhäusern, die sich zu einem unverwechselbaren Ensemble fügen. Klinker, Kreis, Spitzbogen sind – meist auch farblich – kräftige Gestaltungsmittel. (vgl. u.a. stadtgeschichte.linz.at)
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Die zwei Häuser Füchselstraße 21 und 23 standen ursprünglich einzeln und waren Teil einer ehemals größeren Arbeiterhäuserkolonie. Heute sind sie mit einem Gang zum Mutter-Kind-Haus der Stadt Linz verbunden. An den zweigeschoßigen Bauten sind expressionistische Fassadendetails wie Ziegeldekor und an die Ecken gerückte Fenster zu entdecken. (vgl. u.a. stadtgeschichte.linz.at)
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Ein bisschen eingezwängt zwischen der Unionstraße und dem riesigen Areal des Hauptbahnhofes liegt die lang gestreckte viergeschoßige Wohnhausanlage Unionstraße 50-70 im Stil der neuen Sachlichkeit. Über den Vorplatz sind die innenhofartigen Rückseiten zu erreichen. Die Fassaden sind stark strukturiert mit Klinkerziegeln und gezackten Erkern. (vgl. u.a. „Dehio Linz“, S. 437, 2009)
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Wahrscheinlich nach Plänen von Curt Kühne errichtete Hans Feichtlbauer einen dreigeschoßigen Mitteltrakt, der mit den zweigeschoßigen Seitentrakten regelrecht verzahnt ist (Pestalozzistraße 84a, 86 und 86a). Sockel und Portal- bzw. Stiegenhausvorsprünge sind durch Klinkerziegel akzentuiert. (vgl. dewiki.de; Rita Aichinger – Arbeitersiedlung Sintstraße in Linz, TU Wien, 2019; „Dehio Linz“, S. 423, 2009)
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